Welterfolg mit eigenem Programm.
- Fünf Prozent aller Operationen in Wien.
- Spenderorgane oft von den Nachbarn.
Wien. Welterfolg nach einer frühen Pioniertat: Von 9. auf 10. November 1989 wurde an der Abteilung für Herz-Thoraxchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik am Wiener AKH von Walter Klepetko und Ernst Wolner die erste erfolgreiche Lungentransplantation Österreichs durchgeführt. Mittlerweile wurde daraus eines der größten derartigen Programme weltweit.
Erste Versuche, eine Lunge zu transplantieren, erfolgten bereits in den 1960er Jahren. Dem US-Chirurgen James Hardy gelang 1964 die erste Transplantation einer Lunge (LuTX). Der Patient überlebte damals nur wenige Tage. Weitere 30 Versuche weltweit führten in den darauf folgenden 20 Jahren zum überwiegenden Teil zu Misserfolgen. Erst ab 1983 gelang Joel Cooper am Toronto General Hospital in Kanada die erste Serie von einseitigen Lungentransplantationen mit länger anhaltendem Erfolg.
Der erste Wiener Patient überlebte immerhin schon vier Jahre. Klepetko baute schließlich ein eigenes Programm für Lungentransplantationen auf. 1990 verpflanzte er erstmals beidseitig und 1995 Lungenteile (Lappen). Chirurgisch sind diese Eingriffe schwieriger als beispielsweise Herzverpflanzungen, auch die immunologischen Fragen sind diffiziler. Trotzdem wurde das Programm ein voller Erfolg. Im Jahr 2008 wurden an der Uniklinik im Wiener AKH über 100 derartige Eingriffe durchgeführt, das sind rund fünf Prozent der jährlichen Eingriffe weltweit. In diesem Jahr folgte die tausendste Lungentransplantation.
Twining Agreements
Eine wesentliche Säule des Wiener Erfolgs ist dabei die Verfügbarkeit und der effiziente Umgang mit den Spenderorganen. Hier nutzten die Wiener Chirurgen die zentrale geografische Lage in Europa, um in sogenannten "Twining Agreements" unter der Aufsicht von Eurotransplant Kooperationen mit Tschechien, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Kroatien, Rumänien, Estland Griechenland und Zypern aufzubauen.
Es entstand ein multinationales, nach außen offenes Programm. Patienten dieser Staaten, die über kein eigenes Programm verfügen, haben so Zugang zu einer LuTX in Wien, andererseits stehen Spenderorgane aus diesen Ländern zur Verfügung. Ein Drittel der Betroffenen und zwei Drittel der Organe kommen aus diesen Ländern. Als Resultat warten Wiener Patienten nur halb so lange wie im übrigen Eurotransplant-Raum auf eine Lungentransplantation (182 im Vergleich zu 359 Tagen), auch die Mortalität auf der Wiener Warteliste ist entsprechend niedriger (sechs Prozent zu 10,5 Prozent).
Die aktuellen Erfolgsraten (83 Prozent Ein-Jahres-Überleben und 65 Prozent Fünf-Jahres-Überleben trotz Transplantation zahlreicher Risikopatienten) sind hoch. Die Häufigkeit der Abstoßungen konnte von 50 auf 30 Prozent gesenkt werden.
Heute sind COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Emphysem mit 35 Prozent die häufigsten Ursachen, die zu dem Eingriff führen. 20 Prozent betreffen Lungenfibrose, eine Erkrankung des Lungengewebes, 15 Prozent Cystische Fibrose, eine angeborene Stoffwechselerkrankung, und etwa acht Prozent Lungenhochdruck.