TX-Referent in Oberösterreich - Das Interview

mit Univ.Prof. Dr. Udo Illievich

Oberösterreich hat einen neuen Transplantations-Referenten
Univ.Prof. Prim. Dr. Udo Illievich Nachfolger von Prim. Dr. Walter Löffler

Seit 1. Juli 2008 hat Oberösterreich mit Univ.-Prof. Prim. Dr. Udo Illievich einen neuen Transplantationsreferenten. Er wurde von einer Expertenkommission der ÖBIG in der Landesnervenklinik Wagner Jauregg in Linz einstimmig zum Nachfolger von Prim. Dr. Walter Löffler bestellt.

Univ.-Prof. Prim. Dr. Udo Illievich ist Abteilungsleiter der Intensivmedizin und Anästhesiologie in der Landesnervenklinik Wagner Jauregg in Linz.

Hubert Kehrer, Leiter der SHG für Leberkranke und Lebertransplantierte hat folgendes Interview mit dem neuen TX-Referenten von Oberösterreich geführt.

Sie sind seit 1. Juli 2008 neuer TX - Referent von Oberösterreich. Was hat Sie bewogen, die Nachfolge von Dr. Walter Löffler anzutreten?

Dr. Löffler hat sich um die Entwicklung und den Umgang mit der Organspende sehr bemüht und auch große Erfolge erzielen können. Das positive Image der Organspende erleichtert nicht nur die intensivmedizinische Betreuung von hirntoten Patienten, sondern auch die psychologische Betreuung der Angehörigen. Die Transparenz der Vorgänge wiederum wirken sich positiv auf die Betreuenden aus. Da ich die Entwicklung in den letzten drei Jahrzehnten miterlebt habe war es mir ein Anliegen diese für alle diesen von Dr. Löffler eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Oberösterreich ist im Ranking der Bundesländer an der Spitze, was die Organspende betrifft. Gibt es noch Steigerungspotential? Wenn ja, in welchen Bereichen?

Einerseits muss die positive Grundstimmung (sowohl in der Bevölkerung, als auch in den Intensivbereichen der Spitäler) weiter verbreitet werden, andererseits sollten organisatorische Abläufe optimiert werden und der Blick auch auf überregionale Weiterentwicklung gerichtet werden. Langfristig sollten somit noch Steigerungen möglich sein.

Ihr Vorgänger Dr. Löffler hat Ihnen die Latte sehr hoch gelegt. Wo werden Sie die Hebel ansetzen, um den Level zu halten bzw. noch zu erhöhen?

Einerseits durch weiterführen der bewährten Maßnahmen (Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikationsseminare, Aktivität in verschiedenen Gremien und gesundheitspolitischen Einrichtungen), andererseits auch persönliche Rekrutierung von "Botschaftern der guten Sache" (ähnlich den in Spanien tätigen "Inhouse"-Koordinatoren) und damit Vergrößerung des Netzwerkes und Vervielfältigung der Bewusstseinsbildung. Wichtig erscheint mir auch hier eine gute interdisziplinäre Verständigung, welche oftmals ihren Ausgang von guten persönlichen Kontakten nimmt. Es sollen auch die zwischenmenschlichen Töne beachtet werden. Die bereits gut funktionierenden organisatorischen Abläufe müssen reevaluiert und der Arbeit der Koordinatoren optimiert werden. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit den transplantierenden Zentren notwendig und geplant. Damit sollten mögliche Hemmschwellen noch weiter abgebaut werden.

Ein Ziel wird sicherlich sein, die Anzahl der Organspenden zu erhöhen. Dazu braucht es aber die Unterstützung der OÖ. Krankenhäuser. Wie wollen Sie die OÖ. Spitäler motivieren, noch enger mit Ihnen zusammen zu arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen?

Sowohl über die Fachkommission in der Gespag, als auch über die Fachgruppe der Ärztekammer und durch persönliche Kontakte mit den Mitarbeitern aller Spitäler. Wichtig ist dabei einerseits die Dezentralisierung, andererseits natürlich auch die Einbindung aller ärztlichen Fachrichtungen und medizinischen Berufsgruppen. Ich glaube man muss nicht nur die Belastung der Betreuenden ansprechen und damit - alleine schon durch das Ansprechen - reduzieren, sondern auch mit Hilfe der Selbsthilfegruppen den Teams der Intensivstationen positive Rückmeldung geben.

Wie kann in Österreich / OÖ die Politik die TX - Referenten unterstützen? Welche Wünsche haben Sie?

Neben der wichtigen ideellen Unterstützung (z.B. Anwesenheit bei Diskussionsveranstaltungen), bewahren der rechtlichen Sicherheit, aber natürlich auch finanzielle Unterstützung, falls notwendig.

Österreich liegt in Europa im Spitzenfeld, was das Spenderaufkommen bzw. die Transplantationszahlen betrifft. Spanien ist mit Abstand Spitzenreiter in Europa.
Was machen die Spanier besser?

In Spanien besitzt die Organspende auf breiter Basis ein hohes Ansehen, außerdem wurde - von öffentlicher Hand finanziert - ein Netz von "Inhouse"-Koordinatoren dezentral an jedem Schwerpunktkrankenhaus geschaffen, welche akzeptiert und integriert in den Klinikbetrieb arbeiten.

Organspende und Organtransplantation ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabu-Thema. Warum eigentlich?

Weil beides mit Krankheit, Tod und Nächstenliebe zu tun hat und freiwillige Beschäftigung mit diesen zutiefst menschlichen Themen aus Sicht der Gesellschaft - und damit auch gesellschaftspolitisch - nicht von Interesse zu sein scheint.

Bei einer Umfrage in der Linzer Innenstadt im vergangenen Jahr haben wir festgestellt, dass nur wenige Menschen über die gesetzliche Regelung der Organspende bzw. der Organstransplantation in Österreich Bescheid wissen. Eine Situation, mit der Sie als neuer TX.- Referent sicherlich nicht zufrieden sein können. Was gedenken Sie zu tun?

Das Thema bei Veranstaltungen immer wieder bewusst in das Programm aufnehmen und neben den rechtlichen Rahmenbedingungen auch die gelebte Praxis immer wieder öffentlich darstellen. Rechtssicherheit, Transparenz und Wissen über die Vorgänge bauen die - leider immer noch vorhandene - Verunsicherung in der Gesellschaft ab.

Welche Zielgruppen wollen Sie speziell ansprechen, um die Akzeptanz der Organspende zu verbessern?

Als Lehrender natürlich vor allem junge Menschen in Ausbildung. Durch deren Offenheit und Interesse ergibt ihre vorhandene Diskussionsfreude im persönlichen Umfeld sicherlich eine größere Akzeptanz als ein Herantragen des Themas "von außen". Insbesondere Auszubildende in medizinischen Berufen sollen durch umfassende Aufklärung über den Sinn und das Wesen der Organspende aufgeklärt werden. Wichtig ist auch hier - ähnlich wie bei den Intensivteams - neben der Darstellung der gesetzlichen und fachlichen Hintergründe auch der Kontakt mit den Selbsthilfegruppen.

Welchen Stellenwert haben für Sie die Selbsthilfeorganisation im TX-Bereich?

Einen sehr großen, da leider in der Öffentlichkeit oft nur Tod und Furcht mit der Organspende assoziiert wird, nicht aber auch Leben, Hoffnung und Nächstenliebe. Der Kontakt mit Mitgliedern der Selbsthilfegruppen hilft zu erkennen, dass man sich unter Umständen plötzlich selbst mit dem Thema auseinandersetzen muss; oft wird in den Diskussionen vergessen, dass die Wahrscheinlichkeit ein Organempfänger zu werden viel höher ist als die ein Organspender zu sein.

Wie können die OÖ. Selbsthilfeorganisationen Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen?

Ich würde mich sehr freuen, bei meiner Aufgabe immer von Mitgliedern der Selbsthilfegruppen begleitet zu werden, denn Statistik, Zahlen und medizinische Argumente sind eine Sache, aber Kontakt mit betroffenen Menschen erlaubt es erst - im wahrsten Sinne des Wortes - zu begreifen.

Kontakt

Österreichischer Verband der
Herz- und Lungentransplantierten

Obere Augartenstraße 26-28/II/1.09
1020 Wien

Telefon: +43 (0)1 5328769
E-Mail:

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