Informationen aus erster Hand:

SHG Tirol besucht das Reha-Zentrum Münster

Da die Zahl der Transplantierten im Westen bei weitem nicht mit den Zahlen der östlichen Bundesländer konkurrieren kann, hatte Walter Plörer für diese Veranstaltung die SHGs der angrenzenden Bundesländer eingeladen. Und so nutzten knapp 20 Interessierte – Transplantierte mit „Anhang“ - aus Tirol und Vorarlberg die Gelegenheit, das neue RZ im Tiroler Unterland kennenzulernen und sich aus erster Hand zu informieren.
Sehr anschaulich gestaltete  Prof. Antretter - er ist für Innsbruck, was Prof. Zuckermann für Wien ist – seinen Vortrag über die Herztransplantation. Daten und Fakten über das Transplant-Zentrum Innsbruck waren der Einstieg-


Anhand einiger Bilder bekamen wir Einblick in für uns verständliche kleine Teilaspekte der Transplantation. Ein kaputtes Herz z.B. ist wirklich ein „Schlapfen“, der träg und schwer in den Händen des Chirurgen liegt, während das funktionierende Herz einfach „knackig“ ausschaut und leicht in eine Hand passt.
 


Mehrmals wurde uns versichert, dass eine Herztransplantation chirurgisch „keine Hexerei“ sei, dass ihr Erfolg aber nicht nur von der Qualität des Spenderherzes abhängt, sondern auch vom Empfänger selber: je besser sein Gesundheitszustand (isoliertes Herzleiden), desto effektiver die Transplantation als ultimative Therapieform. Und die gewonnene Lebensqualität wird entscheidend beeinflusst von Compliance und Bewegung.
Der Blick in die Zukunft geht in Richtung Stammzellentherapie, doch vorläufig  heißt es noch: „Bitte warten“. Mechanische Kreislauf-Unterstützungs-Systeme (VAD) dienen zwar im Moment noch zur Überbrückung bis zur TX, doch diese kleinen Rotationspumpen gelten heute schon als ernst zu nehmende Alternative, die mit weiteren technischen Fortschritten immer „komfortabler“ wird.

Prof. Müller, Herz- und Lungenchirurg an der Innsbrucker Klinik, erklärte anhand von Bildern wichtige Schritte einer LuTX, die viel komplexer abläuft als die HTX. Können beide Lungenflügel transplantiert werden, sind die Langzeitergebnisse besser.
72% der LuTX-Patienten leiden an COPD und können sich nach der TX wieder über mehr Lebensqualität freuen, erwerbsfähig sein und selbständig. Im Gegensatz zur Herztransplantation nimmt die Zahl der Lungentransplantationen zu, was an der größeren Akzeptanz der Spenderorgane liegt. Entscheidend ist das biologische Alter des Spenders: Wer hätte gedacht, dass z.B. ein 50-jähriger Raucher die gleiche Lungenfunktion hat wie ein 90-jähriger Nichtraucher? Das ist fast doppelt so alt!

Jedes Implantat wird für den Körper immer ein Fremdgewebe bleiben; daher ist lebenslängliche Immunsuppression unverzichtbar.

Primar Alber, der Chef der Kardiologie am RZ Münster, sagt vor allem den „Bewegungsmuffeln“ den Kampf an. „Wer keine Zeit für Bewegung hat, wird früher oder später Zeit zum Kranksein haben müssen“, zitiert er eine alte englische Weisheit:

Über 3,000.000 Jahre hat die Entwicklung zum Homo sapiens gedauert, in nur 100 Jahren „Fortschritt“ haben wir uns in die Situation gebracht, dass wir einen guten Teil der erworbenen Hirnmasse brauchen, um die negativen Folgen von falscher Ernährung und Bewegungsunlust zu kompensieren!
Wozu Reha? Und gerade nach einer Transplantation, wo man nach einigen Wochen Klinik-Aufenthalts froh ist, wieder nach Hause zu kommen? Im Reha werden einem unter ärztlicher Anleitung die wesentlichen Schritte zu einer vernünftigen Lebensführung näher gebracht, der spürbare positive Effekt führt vielleicht dazu, dass einige Gewohnheiten geändert werden und der Nutzeffekt hängen bleibt.

 

 

Einige Studien belegen den erzielbaren Nutzen eindrucksvoll: Mit Medikamenten kann z.B. bei herzschwachen Patienten schon einiges erreicht werden - hier die Reduktion des vorzeitigen Todesrisikos durch verschiedene Therapien:

 

  

 

 

 

Ungleich höher ist aber der Effekt, den man erzielt, wenn man aufhört zu rauchen, wenn man sich moderat körperlich betätigt, wenn man den Alkohol-Konsum einschränkt, wenn man die Ernährung ändert:

 

 

Natürlich ist es nicht nur die Bewegung, die den Zustand des Patienten verbessert, sondern vor allem der veränderte Lebensstil während des Aufenthalts. Und natürlich hat das RZ Münster nicht nur ein „Sportprogramm“,  sondern bietet das ganze Spektrum an.
Das Zentrum steht mitten auf einer großen Wiese, der Blick kann ins Inntal schweifen oder zu den noch schneebedeckten Gipfeln des Rofan-Gebirges.

 

Uns hat es jedenfalls so gut gefallen und so interessiert, dass wir viel länger blieben als geplant.
Herzlichen Dank den Ärzten für ihre Informationen, dem RZ für die freundliche Bewirtung und – last but not least -  herzlichen Dank Walter Plörer für diesen Ausflug in die Wissenschaft.

 

 Irene Turin

 

 

 


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