2013: Resümee nach 4 ½ Jahren Transplantation mit Update
Als ich im Sommer 2011 von der Weltmeisterschaft aller Transplantierten in Göteburg (Schweden) glücklich und zufrieden mit 2 top-ten Plätzen (5ter im Gehen 5km und 7ter im Speerwerfen) und einer Menge schöner Erinnerungen und Fotos im Gepäck nach Wien zurückgekommen war, habe ich mir noch einige Videos über die WM im Internet angesehen um das Erlebte gedanklich ausklingen zu lassen.
Eines ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Ein älterer südafrikanischer Sportler sagte in etwa folgendes: “After a transplantation you can live within the shadow of your possibilities or make something out of your life.” Der Gedanke, die verbleibende Zeit sinnvoll zu nützen und sich nicht im Schatten des Erlebten zu langweilen, hat viel für sich!
Schottland 2019, warten auf den Harry Potter train
Stabhochsprung
In den ca. 4 ½ Jahren seit meiner Doppellungen-Transplantation konnte ich unglaublich viel schöne Erlebnisse für mich verbuchen.
Angefangen von meinem ersten Zehnkampf 10 Monate nach meiner OP, den ich unter größter Anstrengung vollenden konnte, über Erfolge auf der Uni (Studium Rechtswissenschaft – ca 25% bis 30% fehlen noch), dem Start einer geringfügigen Beschäftigung bei einem gemeinnützigen Verein bis zum Erlernen der spanischen Sprache (ich besuche gerade einen Anfängerkurs).
Gelegentlich mache ich Ausflüge nach NÖ (vor wenigen Tagen war ich etwa im Karikaturmuseum in Krems) – die NÖ Card (Preis rund 50€ pro Jahr), 2 billige ÖBB Tickets (Hin- und Retourfahrt) mit der Vorteilscard gekauft, eine Jause in den Rucksack gepackt, und los geht es!
Es gibt so viele Sachen, die man auch mit wenig finanziellen Möglichkeiten und geringer körperlicher Leistungsfähigkeit machen kann (etwa einen schönen Spaziergang in einem blühenden Park) – es muss nicht immer ein Zehnkampf sein (im September steht mein 6ter an). Man muss die Möglichkeiten, die einem das Leben so bietet, nur annehmen!
London 2012
Zagreb 2012
Natürlich hat man nach einer so großen OP, wie sie eine Transplantation nun einmal ist, und den hoch giftigen Medikamenten, die man zur Unterdrückung des Immunsystems braucht, auch Einschränkungen wie etwa Diabetes od. Bluthochdruck (um nur einige zu nennen), die häufig nach einer gewissen Zeit bei vielen Patienten auftreten. Man wird leichter müde und muss sich gut um das anfälligere Immunsystem kümmern, um nicht häufig zu erkranken. Die Palette an möglichen Folgeproblemen ließe sich noch eine Zeit lang fortführen.
In vielen Fällen ist es jedoch möglich ein einer gesunden Person angenähertes Leben zu führen – man muss es nur wollen. Es ist wohl so wie mit dem berühmten Glas: Ist es halb voll od. halb leer?
UPDATE Februar 2021
Mittlerweile sind bald 8 Jahre seit dem Verfassen dieses Artikels bzw. 12 ¼ Jahre nach meiner Operation vergangen. Eine schwere Lungenentzündung im Jahr 2015 führte dauerhaft zu einer Einschränkung der Lungenfunktion. Das hat mich aber keineswegs in meinen sportlichen Aktivitäten eingeschränkt. Zu den vorher 5 erwähnten Zehnkämpfen sind weitere 7 dazu gekommen und ich habe weiterhin erfolgreich bei Wettkämpfen für Transplantierte teilgenommen und bisher insgesamt 41 Medaillen (14x Gold, 13x Silber, 14x Bronze) erringen können.
Im Zuge dieser Sportveranstaltungen konnte ich viele schöne Reisen unternehmen. Nebenbei spiele ich für 2 Schachvereine seit vielen Jahren Meisterschaft.
Ich bin nach wie vor bei dem selben Arbeitgeber angestellt und bin mit meinem Leben recht zufrieden. Mein schon länger dauerndes Studium möchte ich bis zum nächsten Update beenden.
Vielen weiteren schönen Jahren steht nichts im Wege!