Jochen Standop, 1943

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"Meine Transplantation ist eine reine Erfolgsgeschichte"

Organspenden. Wegen der anhaltenden Skandale in Deutschland werden weniger Organe gespendet. Ein Salzburger lebt seit zwölf Jahren mit einem Spendeherz und ist alarmiert. "Mir wurde ein zweites Leben geschenkt."

Seit Tagen reißen die Meldungen nicht ab: Die anhaltenden Skandale um Organtransplantationen in Deutschland schlagen sich negativ auf die Bereitschaft nieder, Organe zu spenden. 2012 seien über zehn Prozent weniger Organe aus Deutschland gemeldet worden, stellte der europäische Organvermittler Eurotransplant fest.

Jochen Standop von der Selbsthilfegruppe "Herz- und Langentransplantierte" lassen diese negativen Schlagzeilen rund um die Transplantationsmedizin keine Ruhe. "Ich lebe seit August 2000 mit einem Spenderherz. Meine Transplantation ist eine reine Erfolgsgeschichte. Mir wurde ein zweites Leben geschenkt", sagte der frühere Geschäftsführer einer Maschinenbaufirma am Freitag im SN-Gespräch.

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Jochen heute

Jedes Jahr feiert der stattliche Mann Jahrgang 1943 zwei Geburtstage. Seinen ersten im Juli, und seine zweiten am 9. August. "Besonders freut mich, dass einige gute Bekannte, die meine Krankengeschichte kennen mir auch zu diesem zweiten Geburtstag gratulieren", erzählt Standop.

Der gebürtige Deutsche kam berufsmäßig 1967 nach Salzburg. 1990 haben ihn "die behandelnden Ärzte in Pension geschickt". Die Belastungen waren aus medizinischer Sicht für den damaligen Herzpatienten zu schwer geworden. Aus der Krankengeschichte wird das nur allzu verständlich: 1980 hat Jochen Standop seinen ersten Herzinfarkt erlitten und musste sich einer Bypassoperation unterziehen. 1990 folgten einer weiterer Infarkt und wieder ein Bypass. 1993 hatte der Patient Schmerzen in de Brust und musst neuerlich operiert werden.

Die entscheiden Wende geschah im Dezember 1998. "Da habe ich die Auskunft bekommen, dass meine Herzprobleme auf Dauer nicht medikamentös behandelbar sind." Jochen Standop kam auf die Warteliste für ein Spenderherz. 20 Monate sind des insgesamt geworden. "Ich habe die seltenere Blutgruppe B, daher sind auch weniger Spenderorgane verfügbar."

Ein erster Anruf aus Wien im Juni 1999 - "Wir haben ein Herz für Sie" - hat sich letztlich als Fehlalarm herausgestellt. Über das Rehabilitationszentrum Großgmain tat sich für den Salzburger eine Verbindung mit Innsbruck auf. Dort erfolgt am 9. August 2000 die Transplantation.

"Ich habe das Herz eines Spenders bekommen, von dem ich nur weiß, dass er jung war und in Ostösterreich gelebt hat", erzählt Standop. "Für mich ist das kein fremdes Herz mehr. Es ist mein Herz. Der Spender ist in meinen Vorstellungen dieser junge Mann, der mich ständig begleitet und der, ohne je gestört zu haben, mein Leben mitbestimmt." Rund 50 Mitglieder zählt die Salzburger Selbsthilfegruppe "Herz- und Lungentransplantierte". Zu den Koordinatoren gehören Johann Auer, der bereits seit 1993 mit einem Spenderherz lebt, und der frühere Bürgermeister von Hof, Alexander Salzmann, dem 1995 ein Spenderherz implantiert wurde.

"Mein Herz erledigt jetzt zwölf Jahre lang ohne jede Komplikation seinen Dienst. Nach all den Leiden und Strapazen, die ich vor der Transplantation durchgemacht habe, ist dies für mich wie ein Wunder", sagt Jochen Standop. Die Einstellung mit jenen Medikamenten, die die Abstoßreaktion des Körpers gegen das fremde Organ unterdrücken, sei gut gelungen. "Es ist mir klar, dass das Immunsystem dadurch geschwächt ist und ich leichter eine Infektion einfangen kann. Ich meide Menschenansammlungen und achte mehr auf die Hygiene, aber insgesamt habe ich eine sehr hohe Lebensqualität."

Bei der Adventfeier 2012 hat Jochen Standop in der Selbsthilfegruppe persönliche Gedanken an den Spender vorgetragen (siehe Adventfeier www.zweitesleben.at). Eine mythische Bedeutung hat das Herz für ihn aber nicht. "Letztlich ist das Herz nur eine Pumpe. Ein Spenderherz ist nichts anderes als eine Spenderlunge oder Spenderniere."

Der Salzburger will durch seine Informationsoffensive erreichen, "dass potenzielle Spender sich durch die derzeitigen Skandalberichte nicht davon abbringen lassen". Es gebe keinen Organspendeskandal, sondern nur einen Skandal um wenige korrupte Ärzte. "Denen steht die große Zahl von Organtransplantationen gegenüber, die einem Menschen das Leben gerettet haben. Ich würde sogar sagen, selbst wenn ein Organ nicht korrekt vermittelt wurde, bleibt das aufrecht: Auch dieses Organ hat ein Leben gerettet."

Für potenzielle Spender, die nach der österreichischen Widerspruchsregelung eine Organspende ablehnen, habe er jeden Respekt, unterstreicht Standop im SN-Gespräch. "Wenn jemand der Meinung ist, er will das nicht, dann ist das sein letzter Wille. Ich würde ihm freilich auch sagen, dass ich diese Entscheidung aufgrund meiner absolut positiven Erfahrung nicht teilen kann."

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Denn: Der Hirntod werde von der Wissenschaft und von den Religionen weithin als Todeszeitpunkt anerkannt. Wenn aber der Hirntod eingetreten sei, dann gebe es zwei Möglichkeiten, meint der Transplantationspatient: Entweder die intensivmedizinischen Maßnahmen werden beendet und der Leichnam bestattet. Oder die Maschine bleibt noch so lang eingeschaltet, bis die Organe entnommen sind - und anderen Menschen dadurch ein Weiterleben ermöglicht wird.

Artikel Salzburger Nachrichten vom 5. Jänner 2013 

Update 2021: Jochen geht es nach über 20 Jahren HTX sehr gut!

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