Gibt es in 10 Jahren noch Herztransplantationen?

Die Veranstaltung „Organe schützen-Informationen nützen“ - organisiert von Claus Pohnitzer von der Selbsthilfe Niere - fand heuer zum dritten Mal statt, erstmals unter Beteiligung des Verbands HLuTX. Das Motto war „Quo vadis TX ?“

Ca. 170 Teilnehmer verfolgten das Programm, das mit parallel gehaltenen organspezifischen Vorträgen begann. Prof. Dr. Daniel Zimpfer, Leiter des VAD-Programms der MedUni Wien /AKH, hielt einen spannenden Vortrag über die Zukunft der Herztransplantation und der technischen Unterstützungssysteme. Die gut 30 Zuhörer erfuhren das Neueste über den Stand der Technik und zukünftige Möglichkeiten. Jene, die nicht dabei waren, haben eine interessante Möglichkeit zur Information verpasst.

 

Herzinsuffizienz als Volkskrankheit wird vielfach unterschätzt. Während andere Krankheitsbilder fest im Bewusstsein der Bevölkerung verankert sind, wird Herzinsuffizienz immer noch nicht als Bedrohung ernst genommen – dabei sterben wesentlich mehr Patienten daran als an vielen Krebsarten.

An Unterstützungssystemen (Ventrikular Assist Devices, VAD) wird seit über dreißig Jahren geforscht und entwickelt. Sie werden heute hauptsächlich als Überbrückung bis zu einer HTX eingesetzt – damit wird die Sterberate auf der Warteliste drastisch reduziert. Schon heute werden in Wien mehr VADs eingebaut als Herzen transplantiert. Diese Geräte haben inzwischen einen technischen Stand erreicht, der sie nicht nur als Überbrückung, sondern in zunehmendem Ausmaß als Dauerlösung tauglich macht. Damit kann der zunehmende Mangel an Spenderorganen kompensiert werden, s.a alive! 17, „HTX aus Sicht Betroffener", Juni 2016. 

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Der größte Nachteil im Alltag ist die Notwendigkeit, das Steuergerät und die Batterien einschließlich Reserve außerhalb des Körpers in einer Gürteltasche zu tragen. Nicht angenehm, aber erträglich. Die Leitungen müssen durch die Haut zum Herz geführt werden, die Eintrittsstelle muss täglich neu desinfiziert und verbunden werden, um die Infektionsgefahr zu reduzieren. Deswegen kommt ein intensiver Kontakt mit Wasser nicht in Frage. Auch das Bewusstsein, dass die Lebensfunktion von einem technischen Gerät abhängt, dass man rechtzeitig die Batterien tauschen und laden muss, kann zu einer Belastung werden.

 

Die Entwicklungsarbeiten zielen generell in folgende Richtungen:

  • Vollkommen in den Körper einbaubares Gerät, geschlossenes System
  • Weitere Erhöhung der Lebensdauer und Zuverlässigkeit
  • Weitere Miniaturisierung, um Einbau ohne Öffnen des Brustkorbs zu ermöglichen.

 

Faszinierender Gedanke, mit einem in den Brustkorb samt Batterien und Steuergerät implantierten VAD herumzulaufen und über Nacht durch eine elektromagnetische Spule in der Matratze aufzuladen. Grundsätzlich ist das machbar, in der Praxis scheitert es heute an der Verfügbarkeit von Batterien mit der entsprechenden Kapazität und Lebensdauer. Der rasante Fortschritt in der Batterieentwicklung, getrieben nicht nur vom medizinischem Bedarf, sondern vor allem von der immer aktueller werdenden Elektromobilität, lässt diese Möglichkeit in einigen Jahren realistisch erscheinen. Auch die Langzeitwirkung einer Induktiv-Aufladung ist noch wenig erforscht.

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Die Miniaturisierung der Geräte schreitet munter fort. Es ist denkbar, dass in Zukunft die Unterstützungssysteme so klein sind, dass sie direkt ins Herz oder nahe dran implantiert werden können. Ein Einbau ohne Öffnung des Brustkorbs ist in Reichweite. Das ist für die Patienten ein unschätzbarer Vorteil, die Erholung sollte viel schneller von Statten gehen.

 

In weiterer Zukunft ist mit zwei Entwicklungen zu rechnen:

 

Erstens die Entwicklung einer Pumpe, deren Leistung bedarfsgesteuert ist und die einen pulsierenden Blutstrom erzeugt, um die Funktion des Herzes möglichst getreu nachzubilden.Und zweitens die Kombination von Pumpen-Unterstützung mit Stammzellentherapie des Herzmuskels, um die Regeneration zu beschleunigen und zu verstetigen.

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Alles in allem, so meint Prof. Zimpfer, werden die mechanischen Geräte die Herztransplantation in Zukunft noch viel mehr entlasten und unterstützen, aber sie nicht vollständig ersetzen können.

Ulf Ederer nach einem Vortrag von Prof. Dr. Daniel Zimpfer, MedUni AKH Wien

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