Es kommt vor, dass Transplantierten vom Hausarzt ein Generikum statt des von der Klinik eingestellten Originalpräparat verschrieben wird. Es ist gelungen, vom Hauptverband  der Sozialversicherungsträger eine Stellungnahme dazu zu erhalten.

 

 

        Auszug aus Schreiben des Hauptverbands an ARGE Selbsthilfe

 
Sehr geehrte Frau Mag.a Fried,
zu den gestellten Fragen können wir Ihnen Folgendes berichten:
 
Im Erstattungskodexbefinden sich diverse Immunsuppressiva, zu einigen davon gibt es wirkstoffgleiche Nachfolgeprodukte (Generika).


 
Welches Produkt ein/e Verschreiber/in auswählt, liegt im Verantwortungsbereich des/der Verschreibers/in. Er/sie ist jedoch als Vertragspartner an die Richtlinien der Ökonomischen Verschreibweise gebunden (RöV). Der Einsatz von kostengünstigeren, wirkstoffgleichen Produkten wurde dementsprechend ganz besonders bei Neueinstellungen befürwortet. Bei Umstellungen auf wirkstoffgleiche Nachfolgeprodukte wurde immer die Empfehlung vertreten, dass dies nur unter entsprechenden Blutspiegelkontrollen erfolgen solle.
 
Wir hoffen, Ihnen mit dieser Information weitergeholfen zu haben und stehen gerne für weitere Fragen zu Verfügung.
 
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Vertragspartner Medikamente
Hauptverband der Sozialversicherungen

 
Zur Klarstellung:  Grundsätzlich ist nichts gegen Generika einzuwenden, der Wirkstoff ist der gleiche wie beim Originalpräparat. Die vereinfachte Zulassungsprozedur fordert aber für Generika nur Bioäquivalenz und eine Absorptionsrate von 85% – 115% des Originalpräparats. Diese Spanne ist für die Gratwanderung zwischen Abstoßung und Infektionsrisiko bei Organtransplantierten zu breit, daher sind wie bei der Umstellung von einem Originalpräparat auf ein anderes engmaschige Spiegelkontrollen erforderlich. Die sind vom betreuenden Zentrum vorzunehmen.


Originalpräparate sind:

Handelsname Wirkstoff
Sandimmun Ciclosporin A (CSA)
Prograf Tacrolimus (TAC)
Advagraf Tacrolimus (TAC)
Cell-Cept Mycophenolat-Mofetil (MMF)
Myfortic Mycophenoat-Sodium
Imurek Azathioprine
Certican Everolimus
Rapamune Sirolimus

 

Einzelne Kliniken beginnen bei neu Transplantierten bereits direkt mit Immunsuppression durch Generika. Da die aufwändige maßgeschneiderte Einstellung mit mehreren Spiegelkontrollen am Anfang in  jedem Fall vorgenommen werden muss und auch die Nebenwirkungen genau beobachtet werden,  ist diese Vorgangsweise sicher und kostengünstig.

Für bereits eingestellte Patienten heißt das folgendes:

  • Keine Umstellung ohne Einbindung des Nachsorgezentrums
  • Sollte Ihnen von Seiten Hausarzt oder Chefarzt ein anderes Präparat als das vom Zentrum verschriebene verordnet oder nahegelegt werden,
  • Akzeptieren Sie das keinesfalls kommentarlos, verweisen Sie auf das Schreiben der SV
  • Ersuchen Sie den Arzt, mit dem Nachsorgezentrum Kontakt aufzunehmen
  • Tut er/sie das nicht, machen Sie es selber

 
Das hier Gesagte gilt strikt für Immunsuppressiva, ist aber auch bei anderen, weniger kritischen Medikamenten  zu empfehlen. Auch bei zusätzlichen, aus anderem Anlass notwendigen Medikamenten, v.a. Antibiotika, machen Sie bitte den Arzt darauf aufmerksam, dass er/sie die Verträglichkeit mit den Immunsuppressiva prüfen muss, und im Zweifelsfall beim TX-Zentrum nachfrägt.
 
UE

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