COPD und Sport

Viele COPD-Patienten meiden Anstrengung. Zu Unrecht: Ein gut gewähltes Sportprogramm hilft, die Symptome zu lindern.

Für COPD-Patienten können schon einfache alltägliche Tätigkeiten zur Herausforderung werden – Stiegensteigen zum Beispiel oder der kurze Spaziergang zum nächsten Supermarkt und wieder zurück. So mutet es zunächst vielleicht seltsam an, dass Experten Sport zu einer der wichtigsten Maßnahmen bei der Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung zählen.

Studien mit COPD-Patienten haben allerdings gezeigt, dass gezieltes Training die Beschwerden lindert. Sportliche Betätigung im Sinne einer medizinischen Trainingstherapie ist mittlerweile ein Fixpunkt in der Rehabilitation.

Der Teufelskreis der Schonung

Husten, Auswurf und Atemnot sind die klassischen Symptome der COPD. Durch die Krankheit verengen sich die Bronchien, das Ausatmen wird erschwert. Die Atemmuskulatur muss immer mehr Kraft aufwenden, um die Luft aus den Lungen zu befördern. Die Atemhilfsmuskulatur verkürzt sich, die Beweglichkeit des Brustkorbs nimmt ab und die Atmung wird flacher. Nach dem Ausatmen verbleibt Luft in der Lunge, das Atemorgan bläht sich auf; Atemnot ist die Folge.

Dies ist der Hauptgrund, warum Betroffene körperliche Aktivität meiden. Ein Teufelskreis: Durch die Inaktivität sinkt die – bei Betroffenen ohnehin eingeschränkte – Leistungsfähigkeit weiter. Das schwächt die Kraft der Atemmuskulatur zusätzlich, was die Symptome und den körperlichen Zustand allgemein verschlechtert.

Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Körperliche Aktivität hilft nicht nur, die Lebensqualität von COPD-Patienten zu verbessern. Genauso wie bei Gesunden schützt Bewegung auch sie vor einer Vielzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gefäßkrankheiten.

Der berühmte Ausspruch von Paracelsus „Die Dosis macht das Gift“ hat in abgewandelter Form durchaus auch Berechtigung für die COPD. Wer moderat trainiert und Überanstrengung vermeidet, kann aus sportlicher Betätigung einen hohen Nutzen ziehen. „Moderates Training“ orientiert sich dabei am Schweregrad der COPD. Ganz unabhängig davon gilt: Überanstrengung ist auf jeden Fall zu vermeiden!

Unter gewissen Umständen sollte kein Sport betrieben werden. Dies ist unter anderem der Fall, wenn folgende Erkrankungen nicht gut kontrolliert sind:

  • erhöhter Bluthochdruck
  • Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
  • wenn der Betroffene gerade eine durch Viren oder Bakterien hervorgerufene Phase der Exazerbation durchmacht, in der sich sein Zustand stark verschlimmert.

Lassen Sie sich auf alle Fälle von einem Facharzt für Lungenheilkunde beraten!

Vor dem Start ins Training

Bei der Auswahl der gewünschten Sportart muss auf den Schweregrad der Erkrankung (im 4-Stufen-Modell) sowie auf den Allgemeinzustand und das Alter des Betroffenen Rücksicht genommen werden. Diese Kriterien geben bis zu einem gewissen Grad vor, welche Bewegungsform man wählen sollte.

Ganz allgemein empfiehlt sich – wie auch bei gesunden Personen – ein Trainingsplan, der Kraft und Ausdauer umfasst.

Untersuchungen

Eine ausführliche Untersuchung durch Fachleute ist die Grundvoraussetzung für die Aufnahme des Trainings. Dazu gehören ein maximaler Belastungstest (Ergometrie oder Spiroergometrie), eine Lungenfunktionsprüfung, eine (in Ruhe und unter Belastung), Ruhe- und Belastungs-EKG sowie die Evaluierung der subjektiven Beschwerden. Ebenso wichtig ist die Erhebung des Blutdrucks sowie anderer Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, wie oben erwähnt.

Atemtechnik und Verhaltensmaßnahmen

Wichtig ist die richtige Atemtechnik bzw. das Wissen um Maßnahmen für den Fall des Falles, damit der Sport Spaß macht und sich die Patienten nicht überanstrengen.

COPD-Patienten sollten über Techniken wie die Bauchatmung oder die Lippenbremse sowie über Körperhaltungen, die das Atmen erleichtern (etwa den Kutschersitz oder die Geländerstütze), Bescheid wissen. Lassen Sie sich von einem Lungenfacharzt oder von einem Atemphysiotherapeuten beraten.

Auswahl der Sportart

An dieser Stelle noch eine kleine Orientierungshilfe zur Auswahl der Sportart. Je schwerer die COPD, desto eher kommen nur Sportarten infrage, bei denen der Sauerstoffverbrauch nicht zu stark ansteigt.

Patienten, deren Erkrankung leicht bis mittelschwer ausgeprägt ist, profitieren besonders von Ausdauersportarten. Laufen, Radfahren & Co stärken das Herz-Kreislauf-System. Für Menschen mit schweren COPD-Formen bietet Krafttraining Vorzüge. Das liegt daran, dass diese Betroffenen oft an Muskelschwund leiden; Hantel- und Gerätetraining wirken dem entgegen.

Abseits dieser körperlichen Komponente ist es wichtig, dass sich die gewählte Bewegungsform gut in den Alltag integrieren lässt.

„Leichte“ Sportarten (mit geringerem Trainingseffekt) sind unter anderem:

  • Bogenschießen
  • Bowling/Kegeln
  • Curling/Eisstockschießen
  • Tischfußball
  • Walken/Spazierengehen
  • manche Yoga-Arten

Sportarten mit höherem Trainingseffekt (Auswahl):

  • Wandern
  • Laufen
  • Nordic Walking
  • Schwimmen
  • Gymnastik
  • Kampfsport (z.B. Karate oder Judo)
  • Tanzen
  • Rudern

Vorsicht ist bei Sportarten mit starkem Wettbewerbscharakter geboten (Fußball, Tennis etc.). Das Messen mit anderen kann dazu verleiten, sich zu überanstrengen.

Medizinische Trainingstherapie

Bewegung kann die Beschwerden von COPD-Patienten nachweislich lindern. Sie tut nicht nur dem Körper, sondern auch der Psyche gut.

Neben dem Breitensport und der sportlichen Betätigung allgemein gibt es noch die medizinische Trainingstherapie. Sie wird speziell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst und beinhaltet neben Ausdauer- und Kraft- auch Atemmuskeltraining.

Vor Beginn der Trainingstherapie muss sichergestellt werden, dass der Patient medikamentös gut eingestellt ist und ausführlich von einem Facharzt untersucht wurde (siehe Punkt „Untersuchungen“ weiter oben). Weiters wichtig für Betroffene ist – wie auch beim Sport – das Erlernen der Atemkontrolle unter Belastung.

Die Trainingstherapie wird – je nach Schweregrad der Erkrankung – im Rahmen der ambulanten bzw. stationären Rehabilitation unter Aufsicht einer fachkundigen Person durchgeführt. Darüber hinaus erfolgen noch Bewegungs- und Koordinationsübungen, denn der Körper „rostet im Alter – sprichwörtlich – ein“. Genauso wichtig sind Übungen zur Entspannung.

Trainingstipps für den Alltag

Körperliche Aktivität entfaltet ihre positiven Effekte nur, wenn sie regelmäßig (mehr als einmal pro Woche) betrieben wird.

Der Trainingsplan für zu Hause sollte folgende Elemente beinhalten:

  • Aufwärmen: Bringen Sie Ihren Körper in Schwung. Gehen Sie auf der Stelle, schwingen Sie mit den Armen und versuchen Sie, in einen regelmäßigen, kontrollierten Atemrhythmus zu kommen.
  • Ausdauertraining: Hier eignet sich das Gehen einer bestimmten Strecke, am besten an der frischen Luft. Ebenfalls sinnvoll ist Training auf dem Fahrradergometer oder auf dem Laufband daheim. Von Vorteil ist dabei die konstante Anstrengung, die Sie anhand der Wattangabe verfolgen können.
  • Beweglichkeitstraining: Diese Übungen zielen darauf ab, die Wirbelsäule und den Rücken zu stärken. Eine aufrechte Haltung hilft, den Bewegungsspielraum des Brustkorbs zu erweitern – und damit auch beim Durchatmen.
  • Krafttraining: Hier können Hanteln oder spezielle Trainingsmaschinen genutzt werden. Ziel ist es, einem Muskelschwund vorzubeugen bzw. die Muskelmasse, so gut es geht, zu erhalten.
  • Entspannungsphase: Versuchen Sie am Ende der Trainingseinheit zur Ruhe zu kommen, sich zu entspannen und die Atmung langsam zu beruhigen.

Das Training zu Hause ohne Anleitung eignet sich für Menschen mit leichter COPD. Eine Einheit sollte zwischen 20 und 60 Minuten dauern, die Intensität sollte je nach Allgemeinzustand bei 50–70% der maximalen Intensität liegen. Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem Facharzt beraten.

Ab COPD-Schweregrad II kann unter Anleitung einer fachkundigen Person (Lungenfacharzt, Atemphysiotherapeut) im Rahmen einer ambulanten oder stationären Rehabilitation trainiert werden.

Quelle: netdoktor.at


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